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Automatisches Melksystem und Laufstall

Die Regional-Initiative “Gutes aus dem Fürther Land” hat den Kuhstall der Familie Schlager-Brunnhübner in Langenzenn - Laubendorf besichtigt. Die Kühe werden dort in einem Laufstall gehalten und mit einem automatischen System gemolken. “Viele landwirtschaftliche Betriebe wechseln von der Anbindehaltung zur Laufstallhaltung. Diese ist tierfreundlicher und bei größeren Beständen effizienter. Die Tiere können sich im Stall frei bewegen”, erläuterte Landrat Matthias Dießl den Hintergrund der Besichtigung.

Leitender Landwirtschaftsdirektor Horst Krehn, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth (AELF), erläuterte: “Im Jahr 2006 waren in unserem Dienstgebiet rund 140 Betriebe mit Laufstallhaltung vorhanden. Seit dem hat sich die Zahl der Betriebe mit Laufstallhaltung weiter erhöht auf derzeit rund 170 Betriebe.” Das entspricht seinen Angaben zufolge 36 Prozent aller kuhhaltenden Betriebe. Von den rund 12.200 Kühen im Dienstgebiet würden rund 7.000 Kühe (= 57 Prozent) im Laufstall gehalten. Die Vorteile der Laufställe erläuterte Anni Schlager. So handle es sich um eine artgerechte Haltung der Kühe. Für den Landwirt wiederum bedeute diese wiederum eine geringere Arbeitsbelastung beim Füttern und Entmisten. Auch das Melken sei wesentlich schneller und angenehmer durchführbar. Außerdem führte Schlager geringere Baukosten je Kuhplatz als weiteren Vorteil an.

Automatisches Melken
Familie Schlager-Brunnhübner setzt außerdem auf ein automatisches Melksystem (AMS). Die strenge zeitliche Bindung an feste Melkzeiten für die Arbeitskräfte entfalle dadurch. Es sei eine deutlich höhere Flexibilität bei den Arbeitszeiten möglich. Ein mehr als zweimaliges Melken der Kühe pro Tag führe darüber hinaus zur Steigerung der Milchleistung. Horst Krehn nannte noch weitere positive Merkmale eines automatischen Melksystems: “Die Gesundheit des Euters verbessert sich durch häufigeres Melken. Kühe können in der Regel ihren Bedürfnissen entsprechend die Melkanlage aufsuchen.“ Die Arbeitszeiteinsparung betrage bis zu zehn Stunden pro Kuh und Jahr gegenüber konventionellem Melken. Trotz höherer Investitionskosten handle es sich um eine wettbewerbsfähige Alternative gegenüber anderen Melkverfahren. In Bayern gibt es nach Auskunft des AELF derzeit rund 780 Betriebe mit AMS, davon rund 102 Betriebe in Mittelfranken. Insgesamt sind derzeit im Dienstgebiet des AELF Fürth sieben Betriebe - davon sechs im Landkreis Fürth - mit automatischen Melksystemen vorhanden. Zwei weitere Betriebe bauen aktuell AMS für die Milchviehhaltung ein. Wie Krehn weiter ausführte, seien etwa 40 bis 50 Prozent aller Neuinvestitionen im Bereich Melken in Bayern auf die Umstellung des Melksystems zurückzuführen.

Die Vermarktung
Landrat Matthias Dießl interessierte sich für die Vermarktung der im Landkreis erzeugten Milch. Hierzu konnte Horst Krehn berichten, dass die Vermarktung in Bayern über Molkereigenossenschaften, anerkannte Milcherzeugergemeinschaften (MEGs), Liefergruppen und einzelbetrieblichen Verkauf erfolge. Mit einer Milchanlieferungsmenge von rund 7,3 Millionen Tonnen und einem Produktionswert von 2,34 Milliarden Euro sei Milch das umsatzstärkste Einzelprodukt in der Landwirtschaft in Bayern. In Bayern liege der Selbstversorgungsgrad bei Milch bei 172 Prozent - es wird also mehr Milch produziert, als benötigt wird.

Im Jahr 2010 produzierten die Bayerischen Milcherzeuger nach einer Statistik der Bayerischen Milchwirtschaft rund 7,76 Millionen Tonnen Milch. Davon wurden rund 94 Prozent ( 7,29 Millionen Tonnen) an Molkereien vermarktet. Die restliche erzeugte Milch von rund 0,47 Millionen Tonnen wurde beim Milcherzeuger verfüttert oder in dessen Haushalt verwendet.

Der Betrieb Schlager-Brunnhübner liefert seine Milch an die Molkerei „Bayernland eG Emmentaler Käserei“ in Fürth. Die dortige Molkerei produziert circa 8000 Tonnen Emmentaler pro Jahr, überwiegend aus der Milch aus dem Umland. Die Milcherzeuger im Landkreis Fürth liefern Krehn zufolge in der Regel an die „Bayernland eG Emmentaler Käserei“ in Fürth, die „Bayerische Milchindustrie eG“ in Windsbach oder die Molkerei „Zott SE & Co KG“ in Mertingen. “Milch und Milchprodukte von bayerischen Molkereien und Käsereien erkennen Verbraucher am Kürzel „BY“. Dabei wird überwiegend Milch aus Bayern verarbeitet”, führte Krehn aus. Mehr als die Hälfte der an die Molkereien angelieferten Milch werde in Bayern zu Käse verarbeitet.

Gesunde Milch
Milch ist im Wachstums- und Erwachsenenalter ein wichtiger Nährstofflieferant. Sie ist ein idealer Eiweißlieferant, da Milcheiweiß eine hohe biologische Wertigkeit besitzt - also zu einem hohen Anteil in Körpereiweiß umgebaut werden kann. Das für den menschlichen Körper leicht verdauliche Milchfett sorgt für den Geschmack der Milch und ist der Träger für fettlösliche Vitamine. Der Milchzucker verbessert die Aufnahme von Calzium und wirkt verdauungsfördernd. Milch ist reich an Vitamin A und B-Vitaminen und trägt zur Jodversorgung bei. Zudem ist Milch der wichtigste Calciumlieferant für den Menschen. Mit einem 3/4 Liter Milch oder entsprechenden Milchprodukten, wie Joghurt und Hartkäse, kann ein Erwachsener seinen täglichen Calciumbedarf decken. Die Knochendichte im Alter hängt wesentlich von der Ernährung in jungen Jahren ab. Durch eine gezielt erhöhte Calciumzufuhr über Milch und Milchprodukte kann die Knochendichte verbessert und einer Osteoporose im Alter vorgebeugt werden.

Die schonendste Wärmebehandlung von Trinkmilch ist das Pasteurisieren. Aber auch H-Milch ist empfehlenswert: Moderne Molkereitechnologie ermöglicht die weitgehende Schonung der Inhaltsstoffe der Milch. Rohmilch ist dagegen für Schwangere, Säuglinge, Kleinkinder und Personen mit geschwächtem Immunsystem nicht geeignet, da sie eventuell krankheitserregende Keime enthalten kann. Durch Abkochen der Milch werden vorhandene Krankheitserreger abgetötet. Landwirtschaftliche Betriebe, die Rohmilch ab Hof verkaufen, müssen an der Abgabestelle den deutlichen Hinweis "Rohmilch vor dem Verzehr abkochen" anbringen.
Hier noch einen Tipp zum Schmunzeln: Auf der Seite www.milchbayern.de findet man weitere Infos. Dort stehen auch Muhtöne als Klingelton fürs Handy bereit.

Erlebnisbauernhofzertifikat
Der Betrieb Schlager-Brunnhübner wurde aktuell mit dem Erlebnisbauernhofzertifikat ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um ein Projekt des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in enger Partnerschaft mit dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus, bei dem Grundschulkindern der dritten und vierten Jahrgangsstufe die Möglichkeit geboten wird, einen Tag auf einem Bauernhof zu verbringen und aus erster Hand von extra dafür geschulten Bäuerinnen und Bauern zu erleben, wo und wie unsere Lebensmittel erzeugt werden.

19.07.2012

von links: Landwirtschaftsmeister Hans Schlager und Anni Schlager, stellvertretende Kreisbäuerin, Landrat Matthias Dießl, Landwirtschaftsmeister Harald Brunnhübner und Anja Brunnhübner mit Tochter