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Erster Schüleraustausch zwischen sechs mittelfränkischen Gymnasien und Shenzhen (China) in die Wege geleitet

Der erste Schüleraustausch zwischen sechs Gymnasien aus der Region Nürnberg und der chinesischen Großstadt Shenzhen kann beginnen. "Der Austausch ist deshalb wichtig, damit unsere Kinder das Leben und Denken einer fremden Kultur und zukünftigen Wirtschaftsmacht kennen lernen. Es wird mehr und mehr chinesische Firmenbeteiligungen bei uns, wirtschaftliche Investitionen in China und chinesischen Importe auf unseren Märkten geben. Unsere Schüler können durch einen Schüleraustausch die unvorstellbare Dynamik des asiatischen Raums viel besser begreifen", so Landrätin Dr. Gabriele Pauli. Bereits im letzten Jahr wurde an die deutsche Delegation aus der Region Nürnberg das Anliegen der Sprachenschule in Shenzhen herangetragen, eine Kooperation mit einer Schule aus der Region einzugehen. Die Landrätin hatte dieses Anliegen aufgegriffen und in Gesprächen mit Schulleitern aus Fürth Stadt und Land die Bereitschaft der örtlichen Gymnasien erkundet, ein solches Projekt zu begleiten. Um auch einen konkreten Eindruck von dem sprachlich orientierten Gymnasium in Shenzhen zu erhalten, begleitete daher "in Vertretung" der örtlichen Schulleiter Oberstudiendirektor Schreiber vom Gymnasium Stein die diesjährige Delegation unter Leitung der Landrätin nach China. Auch ein Vertreter der Eltern des Gymnasiums Stein kam zum Gespräch an der Sprachenschule dazu. Dabei wurde auch Konkretes vereinbart: Im nächsten Jahr sollen nun erstmals chinesische Schüler in die Partnerregion Nürnberg kommen und bei Familien übernachten. Unterstützt werden die dazu notwendigen Vorbereitungen vom Amt für Internationale Beziehungen der Stadt Nürnberg, das auch die jahrelangen, vielfältigen Verbindungen im wirtschaftlichen und kulturellen Bereich zwischen den chinesischen und deutschen Partnern begleitet hat. "Mit dem Schüleraustausch beginnen wir ein neues Kapitel unserer Partnerschaft - für mich das zukunftsweisendste", so die Landrätin. Die chinesische Partnerschule, die den Gästen aus Deutschland einen herzlichen Empfang bereitete, zählt 6.000 Schüler und ist auf vier Standorte in der 12-Millionen-Einwohner-Stadt verteilt. Sie ist die einzige Fachschule in Südchina, an der Deutsch erlernt werden kann. 36 Schüler haben sich dort nach einem schwierigen Auswahlverfahren für einen Fachkurs Deutsch anmelden dürfen. Sie sind zwischen 14 und 15 Jahre alt und lernen seit drei Jahren die deutsche Sprache. Insgesamt dauert der Deutschkurs sechs Jahre. Danach machen die Schüler Abitur und gehen dann an Universitäten oder Fremdsprachen-Hochschulen. Der Schulleiter betonte im Gespräch mit der deutschen Gruppe, dass er höchst erfreut über einen Austausch wäre und seine Schüler sehr motiviert seien, Deutschland kennen zulernen: "Der Aufenthalt in Deutschland wird einen Höhepunkt in der schulischen Laufbahn der chinesischen Schüler darstellen. So können die chinesischen Jugendlichen dann ihr Wissen einmal in der Praxis anwenden und auch unsere Kultur richtig kennen lernen", erklärt die Landrätin. Umgekehrt wird es sie auch sehr bereichern, wenn einige unserer Schüler die Möglichkeit erhalten, nach China zu fliegen und mehr über das Leben der Jugendlichen dort erfahren. Die genaueren Einzelheiten eines zukünftigen Austausches muss mit den interessierten Schulleitern von Fürth Stadt und Land noch geklärt werden. Denkbar sei es auch, dass sich weitere Schulen aus den vier Städten und Landkreisen der Region beteiligen, so die Landrätin. Bei der Reise der deutschen Delegation wurde außerdem wie jedes Jahr seit Bestehen der nun 8-jährigen Partnerschaft ein Arbeitsprogramm unterzeichnet, das neben dem Schülersaustausch weitere Möglichkeiten für Jugendliche vorsieht, die chinesische Lebens- und Arbeitsweise kennenzulernen. Das unterzeichnete Arbeitspapier sieht z. B. vor, während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 eine Jugendgruppe aus Shenzhen zum geplanten internationalen Jugendcamp einzuladen. Auch alle anderen Partnerstädte Nürnbergs erhalten hierzu eine Einladung. Im August 2006 sollen Jugendliche aus Mittelfranken zum zweiten Mal die Möglichkeit erhalten, nach Shenzhen zu reisen. An der Freundschaftsreise können Jugendgruppen aus allen Nürnberger Partnerstädten teilnehmen. Die Stadt Shenzhen übernimmt dabei für die Teilnehmer die Unterkunft und Verpflegung. Auf Einladung von Landrätin Dr. Gabriele Pauli beabsichtigt auch der erst jüngst ins Amt gewählte neue Oberbürgermeister von Shenzhen, Xu Zongheng, die Region Nürnberg im nächsten Jahr zu besuchen. "Die Partnerschaft mit Shenzhen bekommt durch all diese Besuche und Kontakte einen neuen Schub", ist sich Dr. Gabriele Pauli sicher, die als einzige Mandatsträgerin aus der Region die Partnerschaft mit Shenzhen von Anfang an begleitet hat. Vor 10 Jahren war sie zusammen mit dem Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Dr. Peter Schönlein, erstmalig in Shenzhen. Damals hatte die Stadt "nur" 3 Mio Einwohner. Seit 1997 besteht die Regionalpartnerschaft mit Shenzhen in der Provinz Guangdong im Südosten der Chinesischen Volksrepublik. Die Beziehung wird getragen von der mittelfränkischen Städteachse Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach sowie den Landkreisen Nürnberger Land, Fürth, Erlangen-Höchstadt und Roth. Nach der Ernennung zur Sonderwirtschaftszone, einem von der chinesischen Regierung initiierten marktwirtschaftlichen Experiment, im Jahr 1980 hat Shenzhen in nur 25 Jahren den Schritt vom Fischerdorf zur modernen Millionenstadt mit 12 Mio. Einwohnern gemacht und zählt heute zu den chinesischen "Boomtowns". Diese rasante Entwicklung verdankt die Metropole nicht zuletzt ihrer bevorzugten geographischen Lage und der unmittelbaren Nähe zur ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong. Shenzhen gilt als Hochtechnologie-Zentrum Chinas: Rund 35% der Produktion kommen zwischenzeitlich aus High-Tech-Unternehmen, die frühere Wirtschaftszweige wie die Textilindustrie und den Maschinenbau ablösen. Die "China-Hi- Tech-Fair", eine jährlich stattfindende große Technologie-Messe, zieht Aussteller und Fachbesucher aus aller Welt, also auch aus Mittelfranken, an. Darüber hinaus ist Shenzhen dabei, sich einen Namen als Finanzzentrum Südchinas zu machen.