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Gutachten: Verlängerung der U-Bahn Linie 2 von Röthenbach nach Stein hat keine Aussicht auf Förderung

Im Bild v.l.: Annette Mandry, VGN Verkehrsverbund Großraum Nürnberg GmbH; Dr. Martin Arnold, Firma INTRAplan Consult GmbH; Landrat Matthias Dießl; Kurt Krömer, Erster Bürgermeister der Stadt Stein

Eine Verlängerung der U-Bahnlinie 2 von Röthenbach nach Stein hat keine Chance auf einen positiven Nutzen-Kosten-Faktor.

Das ist das Ergebnis eines Gutachtens im Auftrag des Zweckverbands Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (ZVGN), der Städte Nürnberg und Stein sowie des Landkreises Fürth.

“Ich bedauere dieses Ergebnis”, sagte Landrat Matthias Dießl bei der Vorstellung des Gutachtens durch Herrn Dr. Arnold vom Münchner Ingenieurbüro Intraplan im Steiner Rathaus am Montag, 23. September 2013. Ebenso äußerte sich Steins Erster Bürgermeister Kurt Krömer. „Dieses Ergebnis habe ich in dieser Deutlichkeit nicht erwartet. Eine Überarbeitung der Bewertungsrichtlinien muss im Rahmen der Neuregelung der Förderkriterien des GVFG schnellst möglich durch den Gesetzgeber erfolgen, um auch in Zukunft ein attraktives ÖPNV-Angebot den Bürgern anbieten zu können.“

Im Mittelpunkt des Gutachtens stand die Frage, ob eine 2,6 Kilometer lange U-Bahn-Verlängerung einen Nutzen-Kosten-Indikator von über 1,0 erreichen kann. Dies ist Voraussetzung, um für den Bau der Strecke Bundes- sowie Landeszuschüsse beantragen zu können. Da bereits in den 1990-iger Jahren erstmals eine solche Untersuchung vorgenommen wurde, konnte der Gutachter auf dieser Basis seine Einschätzung vornehmen. Dazu wurden die heutigen Rahmenbedingungen, wie Strukturdaten, Verkehrsangebot und -prognosen, mit den damaligen Voraussetzungen verglichen. 

Bei der Untersuchung vor rund 20 Jahren wurden je nach Planungs-Variante Nutzen-Kosten-Indikatoren zwischen 0,33 und 0,66 erzielt. Der letztgenannte Wert konnte bei einem Endhaltepunkt in der Mitte Steins erreicht werden. Für die neue Berechnung wurde die Trasse optimiert und als Endhaltestelle Weihersberg angenommen, da sich hier neben dem Palm Beach auch das Gymnasium Stein befindet.

Tatsächlich wirkt sich bei dieser neuen Betrachtung die städtebauliche Entwicklung Steins unter anderem durch den Besuchermagneten Palm Beach und das geplante Steiner Einkaufszentrum Forum positiv aus. Negativ fällt dagegen die jetzt längere Strecke der U-Bahn-Linie ins Gewicht, die natürlich zu höheren Bau- und Unterhaltskosten führt. Die Gutachter merken zugleich an, dass die Anforderungen an den Bau einer U-Bahnstrecke im Vergleich zu ersten Untersuchung erheblich gestiegen seien.

Auch die prognostizierte Strukturentwicklung hat keinen positiven Einfluss auf die Neubewertung, da sie laut Gutachter seinerzeit zu optimistisch eingeschätzt wurde. So erhöhte sich etwa die Bevölkerungszahl Steins nicht, sondern stagnierte. Ähnlich ist der Sachverhalt beim Gymnasium in Stein in unmittelbarer Nähe eines Endhaltepunktes am Weihersberg, da vor allem aufgrund des demographischen Wandels die Schülerzahlen insgesamt rückläufig sind.

Die Gutachter haben auch den Verkehr auf der Steiner Hauptstraße (B14) ausgewertet, die durch eine U-Bahn entlastet werden sollte. Allerdings stellten die Experten dabei fest, dass die Anzahl der Fahrzeuge in den letzten zwanzig Jahren auf der B14 nahezu konstant geblieben ist. Deshalb sei eher nicht damit zu rechnen, dass heute mehr Autofahrer als bei der Untersuchung in den 1990er-Jahren auf die U-Bahn umsteigen.

Unterm Strich fanden die Gutachter bei ihrer neuen Bewertung nur drei Rahmenbedingungen, die sich positiv verändert haben. Fünf verschlechterten sich und fünf blieben im Vergleich zur ersten Untersuchung unverändert. Der Gutachter wies aber darauf hin, dass die einzelnen Kriterien eine unterschiedliche Gewichtung haben und man diese nicht eins zu eins gegeneinander aufrechnen kann.

Um zu einem deutlichen positiven Bewertungsergebnis zu gelangen, so der Gutachter, müssten sich die Rahmenbedingungen der Bewertung maßgeblich ändern. Derartige Änderungen seien aber nicht erkennbar. Die Chancen, in einer Neubewertung einen Nutzen-Kosten-Indikator deutlich über 1,0 zu erreichen, werden deshalb unter den derzeitigen Förderregularien als gering eingeschätzt.

„Ohne die nötige Förderung muss die U2-Verlängerung leider zu den Akten gelegt werden. Eine neue Befassung mit der Thematik macht erst Sinn, wenn bekannt ist wie sich die Förderbedingungen nach dem Auslaufen von GVFG im Jahr 2019 verändern. Hier hoffen wir auf positive Änderungen für Vorhaben wie in Stein und werden dazu unsere Belange bei Landes- und Bundespolitik weiter vorbringen“, so Landrat Matthias Dießl.

„Es ist einfach nicht verständlich, dass man nur den Neubauabschnitt zwischen Stein und Röthenbach in die Berechnung einbezieht, obwohl die Mehrzahl der Fahrgäste bis in die Innenstadt fährt. Aus diesem Grund müsste auch der Streckenabschnitt Stein – Plärrer oder bis Hauptbahnhof eine Berücksichtigung finden. Dies lassen aber die derzeitigen Förderkriterien nicht zu und deshalb muss der Gesetzgeber im Sinne einer attraktiven  ÖPNV-Nutzung seine Förderregeln ändern.“ so die Forderung von Bürgermeister Kurt Krömer.

Matthias Dießl wies aber gleichzeitig darauf hin, dass der Landkreis Fürth in der Vergangenheit im Bereich des ÖPNV in Stein viel Positives bewirkt hat, beispielsweise auch durch die Einführung der Linie 154 im Dezember 2010, die die Stadt Stein mit dem S-Bahn Haltepunkt Unterasbach verbindet und gleichzeitig auch die Städte Zirndorf und Oberasbach erreicht. Die Verbindung 154 / S4 ist eine staufreie Bus- und Bahn-Verbindung als Alternative zu den beiden Linien 63/64.

„Der Landkreis Fürth und die Stadt Stein haben große Anstrengungen unternommen, um eine Förderung für die Verlängerung der U-Bahn zu erreichen“, so Landrat Matthias Dießl und weiter „Nach diesem Ergebnis gilt es, auch ohne Verlängerung der U 2, den öffentlichen Personennahverkehr in Stein bedarfsgerecht weiter zu optimieren.“ „Hierüber werden wir in nächster Zeit Gespräche führen.“ so Krömer weiter.

Gutachten zur Verlängerung der U2 nach Stein.