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(Kleine) Naturschönheiten sollen erstmals in bayerischer Datenbank erfasst werden

In Bayern gibt es eine Vielzahl (historischer) Kulturlandschaften mit besonderer Eigenart und Schönheit - zum Beispiel Kleindenkmäler.

Bisher ist jedoch nur ein Bruchteil davon systematisch erfasst. Das Problem: Dadurch können solche Besonderheiten in unserer Natur auch nicht geschützt werden. Kulturlandschaften sollen deshalb jetzt mit Hilfe eines neuen Projekts in einer bayernweit bislang einzigartigen Datenbank aufgenommen werden, um sie auch wieder auffindbar zu machen sowie zu archivieren.

Der Landkreis Fürth beteiligt sich daran aktiv. Die Projektverantwortlichen hoffen, dass vorhandenes oder bisher vielleicht verborgenes Wissen zusammen getragen werden kann.

Der Startschuss für das Projekt fiel in Großhabersdorf, wo ca. 40 Ehrenamtliche und Interessierte geschult wurden. Mit dem Begriff Kulturlandschaft wird meist die dauerhaft vom Menschen geprägte Landschaft bezeichnet. Man unterscheidet zwischen baulichen Elementen (z.B. Baudenkmäler, Kapellen und Kreuze) und nutzungsbedingten Elementen (z.B. Hohlwege, Ackerraine, Streuobstwiesen, Alleen, Hecken, Weinberge und historische Flurformen).

Viele historische Kulturlandschaftselemente sind Zeugnisse früheren Wirtschaftens. Als historische Kulturlandschaftselemente werden sie bezeichnet, wenn sie unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen nicht wieder entstehen würden.

In Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege startet die Kooperation mit zwölf Lokalen LEADER-Aktionsgruppen  aus Mittel- und Oberfranken sowie der Oberpfalz. Das Projektgebiet reicht vom Taubertal im Westen bis zum Oberpfälzer Wald im Osten. In diesen Regionen gibt es zahlreiche „Flur- und Kleindenkmäler“, die zum Teil durch engagierte Ehrenamtliche bereits erfasst worden sind. Dieses Wissen soll mit dem Projekt für die Nachwelt gesichert und in einer Datenbank öffentlich zugänglich gemacht werden.

“Durch die Denkmalliste oder als Teil von Naturschutzgebieten erfahren Kulturlandschaften nur unzureichenden Schutz. Zudem wird die Zahl derer, die noch über ein breites kulturlandschaftliches Wissen verfügen, immer geringer”, betonte Landrat Matthias Dießl. “Und es gibt am Wegesrand viele kleine Dinge, an denen man unachtsam vorbeigeht.”

Um die Elemente möglichst umfassend zu erfassen und einzutragen, sei die Mithilfe von Ehrenamtlichen ganz wesentlich, erläuterte der Landrat den Hintergrund für den Workshop in Großhabersdorf. “Es soll dabei vermittelt werden, wie man die Elemente erkennt, erfasst und auch der Nachwelt erhalten kann.” Gemeint seien nicht die großen Denkmäler, die einem sofort ins Auge fielen, sondern zum Beispiel Steine, Schriften oder Naturelemente.

Bevor die einzelnen Kulturlandschaftselemente in Feld und Flur erfasst werden können, gilt es, sich zunächst grundlegend mit dem Naturraum sowie der geschichtlichen Entwicklung des jeweiligen Gebietes auseinanderzusetzen.Dabei ist auch die Freude an der Arbeit mit alten Plänen unerlässlich; am aussagekräftigsten sind dabei die Extraditionspläne von 1850, wie die Workshop-Teilnehmer erfuhren.

Es kam auch die Frage auf, was eigentlich historisch ist? Die letzte historische Epoche endete laut der Experten 1989 mit dem Ende der DDR. Interessant für die Erfassung sind Elemente älter als 60 bis 70 Jahre.

Die Erfassung selbst erfolgt nach bewährtem Schema: Für jedes Element ist ein Datenblatt auszufüllen (möglichst in digitaler Form), welches im Wesentlichen aus der formalen Beschreibung, der kulturhistorischen Analyse und der Beschreibung der kulturhistorischen Bedeutung besteht. Jedes Element entstammt einem bestimmten Funktionsbereich wie zum Beispiel dem Bereich Siedlung, Landwirtschaft, Religion, Staat, Militär, Verkehr, Gewerbe, Erholung oder der assoziativen Kulturlandschaft. Auch dieser wird auf dem Datenblatt erfasst.

Besonders wertvoll können sehr seltene Elemente in gutem Erhaltungszustand sein. Wertvoll sind aber auch besonders häufige Elemente, die somit die Landschaft besonders prägen.

Ziel des Workshops war es letztlich, den Interessierten die Grundlagen zur Erfassung historischer Kulturlandschaftselemente zu vermitteln. Hierbei wurde nicht nur gezeigt, wie und wo alte Pläne und weitere Informationen am besten beschafft werden können, sondern auch worauf es beim Ausfüllen des Datenblatts ankommt. Gemeinsam wurde zum Beispiel die Beschreibung einer aussagekräftigen kulturhistorischen Analyse eingeübt.

Für den gegenseitigen Austausch soll jeden zweiten Donnerstag im Monat ein regelmäßiger Stammtisch stattfinden. Der erste Termin ist Fr., der 8. März 2018 um 19:00 Uhr im Kapellenhof (Nebenraum), Fürther Straße 10 in 90574 Roßtal.

Ansprechpartner – Jeder kann mitmachen!

Im Landkreis z.B. Koordination von Treffen:

LEADER Region Landkreis Fürth e.V.
Im Pinderpark 2
90513 Zirndorf
Tel.:  +49 911 9773-1030
Fax.: +49 911 9773-1031
E-Mail: [email protected]
Internet: leader.landkreis-fuerth.de

Fragen zur Erfassung:

Projektbüro Erfassung (historischer) Kulturlandschaft
Hauptstr. 3
91443 Scheinfeld
Tel. 09162 – 52 799 80        
Fax 09162 - 92 85 80
E-Mail: [email protected]
Internet: http://historische-kulturlandschaft.net

Hintergrundwissen zur Region:

Ansprechpartner sind außerdem die Gemeinde, Archivpfleger, Heimatvereine, Heimatpfleger und Siebenervorsitzende.