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Spannende Fachtagung: „Systemsprenger” im Blickpunkt

Bei der Fachtagung konnte Landrat Matthias Dießl mit Prof. Dr. Menno Baumann (links) und Prof. Dr. Thomas Müller (rechts) zwei ausgesprochene Experten als Referenten begrüßen.

Sie werden Systemsprenger genannt - Kinder und Jugendliche, die auf unterschiedliche Weise in Schulklassen oder anderen Gruppen negativ auffallen und für Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher zur Herausforderung werden.

Um solche schwierigen Kinder und Jugendlichen ging es bei der Fachtagung der Kommunalen Jugendarbeit des Landkreises Fürth. Rund 60 Interessierte hatten sich für die Veranstaltung im Sitzungssaal des Landratsamtes in Fürth angemeldet.

Immer mehr Kinder und Jugendliche machen durch unangemessenes, provozierendes und grenzverletzendes Verhalten auf sich aufmerksam. Wieder andere werden nicht gehört oder gesehen, sie haben sich mit ihrer Lebenssituation abgefunden, sind einsam und leiden still.

Mit Prof. Dr. Menno Baumann, Professor für Intensivpädagogik an der Fliedner-Fachhochschule in Düsseldorf, und Prof. Dr. Thomas Müller, Akademischer Oberrat am Lehrstuhl Pädagogik an der Universität Würzburg, hatte die Kommunale Jugendarbeit zwei ausgesprochene Experten als Referenten eingeladen. Ihre Vorträge gaben hochinteressante Einblicke in die Thematik. Landrat Matthias Dießl freute sich sehr, dass die beiden Fachleute für die Veranstaltung gewonnen werden konnten. „Wir wollen den Fachtag nutzen das Thema gemeinsam anzugehen und Lösungsmöglichkeiten erarbeiten“, so der Landrat.

Beide Referenten zeigten auf, wie Kinder und Jugendliche zu solchen „Systemsprengern” werden und dass es besonders wichtig ist, frühzeitig passende Hilfen für sie zu finden, die dann auch kontinuierlich zur Verfügung stehen. Je schneller es ein konkretes Hilfsangebot gebe, umso größer sei die Chance, diese Kinder und Jugendlichen durch konfliktsichere, deeskalierende und präsente Angebote zu erreichen. Dabei müsse die Pädagogik aber auch flexibel und nicht starr reagieren. Wichtig ist hier der Blick auf die individuellen Ressourcen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen. Diese müssen gesehen und in die Diagnostik einbezogen werden. Das heißt nach den Worten der Experten: Statt „Null-Toleranz-Forderungen“, mittels derer Probleme lediglich verschoben werden, sollte die Devise Vernetzung und Angebot lauten. In den anschließenden Workshops konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viel praktisches Wissen für die tägliche Arbeit mitnehmen und natürlich auch viele Fragen stellen.

Das Fazit des Fachtages: Kinder und Jugendliche werden häufig zu Systemsprengern, weil sie in ihrem Leben schweren Risiken ausgesetzt waren: Gewalt, Vernachlässigung, schwierige Familienverhältnisse. Häufig seien dies die Hintergründe, aber auch nicht bei allen auffälligen Kindern und Jugendlichen. Es gebe auch Kinder und Jugendliche, „die vom System gesprengt wurden”, so die Experten. Also junge Menschen, die schlichtweg durch die Maschen der Hilfsangebote gefallen sind. Das zu verhindern war ein Ziel des Fachtages, der auch sehr viel Mut machte.