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Steigende Schülerzahlen erwartet: An nahezu allen Schularten besteht mittel- und langfristig Investitionsbedarf

Geburtenschwache Jahrgänge haben in der Vergangenheit für rückläufige Schülerzahlen gesorgt und auch die Schulplaner vor Herausforderungen gestellt.

Mittlerweile gehen die Zahlen in eine andere Richtung: Im aktuellen Schuljahr wurden erstmals wieder mehr als 1000 Kinder im Landkreis eingeschult.

Der Landkreis will rechtzeitig an seinen Schulen die Weichen stellen, um für die steigenden Zahlen gut gerüstet zu sein. „Der Landkreis Fürth ist für die Realschulen, die Gymnasien und die Förderschule der Sachaufwandsträger, wir werden den Anstieg der Schülerzahlen in den Grundschulen somit in sehr absehbarer Zeit auch an unseren eigenen Schulen feststellen”, betonte Landrat Matthias Dießl im jüngsten Schulausschuss. In dem Gremium wurde das in Auftrag gegebene, neue Schulentwicklungs-Gutachten vorgestellt.

„Diesem Gutachten kommt eine große Bedeutung zu, da damit fundiert bewertet werden kann, wie stabil die Trendwende ist und wie belastbar die Mittel- und Langfristprognosen für eventuelle weitere bauliche Entscheidungen sind”, betonte der Landrat. „Gerade, wenn es um bauliche Dinge geht, ist ein größerer Vorlauf immens wichtig, da die Durchführung von Erweiterungs- und Neubauten in Bezug auf Förderungen durch den Freistaat Bayern zu genehmigen ist.“ Das Gutachten betrachtet daher den Zeitraum bis zum Jahr 2037.

Das Gutachten wurde vom Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik erstellt und im Schulausschuss von Dipl. Statistiker Christian Rindsfüßer vorgestellt und erläutert.

Seit dem Jahr 2014 kommt es demnach in Bayern zu einem spürbaren Anstieg der Geburtenzahlen. Dieser Trend ist auch im Landkreis Fürth feststellbar. Die Zahl der Kinder je Frau im Landkreis Fürth ist deutlich angestiegen und liegt mit 1,63 Kinder je Frau mittlerweile über dem bayerischen Landesdurchschnitt (1,53 Kinder je Frau).

Neben den gestiegenen Geburten wirkt sich auch der steigende Zuzug von jungen Familien aus. „Der Landkreis Fürth ist erfreulicherweise eine beliebte Zuzugsregion gerade für Familien”, sagte der Landrat dazu. In der Prognose des Instituts wurde auch dieser Faktor berücksichtigt. Außerdem wirkt sich zusätzlich bei den Gymnasien das G9 ab dem Schuljahr 2025/26 erheblich aus.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

An der Staatliche Realschule Langenzenn wird bis zum Jahr 2037 ein Schülerzuwachs von 39,60 Prozent (= 765 Schüler an der Schule) prognostiziert. Der Anstieg erreicht im Jahr 2031 seinen Höhepunkt. Im Anschluss daran prognostiziert das Gutachten wieder sinkende Schülerzahlen. Es wird mit bis zu 30 Klassen an der Schule gerechnet. Aktuell liegt der Klassendurchschnitt an der Staatlichen Realschule Langenzenn bei 24,9 Schülern. „Es müssen daher sowohl Erweiterungs- und Neubaumöglichkeiten am Standort Langenzenn und an neuen Standorten geprüft werden”, erläuterte Dipl. Statistiker Christian Rindsfüßer.

Kein größerer Handlungsbedarf besteht dagegen an der Staatlichen Realschule Zirndorf. Auch hier wird zwar bis zum Jahr 2037 mit einem Schülerzuwachs von 23,34 Prozent (= 1094 Schüler an der Schule) gerechnet, was zu einer durchschnittlichen Klassenstärke von 41 Klassen führen würde. Nach Angaben der Schulleitung kann an der Realschule in Zirndorf aber eine maximale Schülerzahl von rund 1000 Schülern am aktuellen Standort untergebracht werden. Langfristig müsse die Entwicklung der Schülerzahlen an der Schule dennoch beobachtet werden, so der Rat in dem Gutachten. Denn das Limit würde damit ausgeschöpft werden.

„Der Bau einer dritten Realschule macht aktuell aber wohl keinen Sinn, da die Schülerzahlen dafür langfristig zu gering wären”, sagte der Gutachter. „Entlastungen sollten daher durch andere Lösungen gefunden werden.”

Am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Oberasbach wird langfristig ein Schülerzuwachs von 32,41 Prozent (=1532 Schüler an der Schule) prognostiziert. Damit wären 45 Klassen zuzüglich Oberstufe notwendig. Diese wären an der Schule im derzeitigen Zustand nicht unterzubringen. Daher müssen am Gymnasium Oberasbach Erweiterungsmöglichkeiten geprüft werden.

Am Gymnasium Stein läuft derzeit die aufwendige Generalsanierung. Nach deren Abschluss stehen 30 Klassenzimmer zur Verfügung. Das Gutachten geht davon aus, dass langfristig bis zu 39 Klassenzimmer notwendig sein werden. Denn langfristig ist mit einem Schülerzuwachs von 40,38 Prozent (=1255 Schüler an der Schule) gerechnet. Nach Einschätzung der Schulleitung können nach Abschluss der energetischen Sanierung bis zu 1000 Schüler am Gymnasium Stein beschult werden. Somit müssen auch in Stein Erweiterungsmöglichkeiten geprüft werden- insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass die Schule einen sehr hohen Anteil an Gastschülern aus Nürnberg hat. Daher müssen auch die Wechselwirkungen mit der Schulentwicklung in Nürnberg berücksichtigt werden.

Auch die Prognose für das Wolfgang-Borchert-Gymnasium Langenzenn geht davon aus, dass die Raumkapazitäten langfristig nicht ausreichen werden. Dort wird sogar mit einem langfristigen Schülerzuwachs von 50,59 Prozent gerechnet, wodurch dann 1152 Schüler an der Schule unterrichtet werden müssten. Dazu wären 34 Klassenzimmer notwendig. Den Angaben der Schulleitung nach können in Langenzenn bis zu 1000 Schüler beschult werden. Allerdings würde es dann Probleme bei der Belegung der Fachräume und der Sportstätten geben. Daher müssen auch am Gymnasium Langenzenn Erweiterungsmöglichkeiten geprüft werden.

„Wir halten es für sinvoll zu prüfen, ob langfristig der Bau eines vierten Gymnasiums im Landkreis adäquat erscheint, um eine wohnortnahe Schulversorgung angesichts der Prognosen gewährleisten zu können”, so der Landrat. „Durch einen Neubau eines Gymnasiums würde wahrscheinlich kaum Erweiterungsbedarf an den bestehenden Gymnasien bestehen”, betonte er.

Untersucht wurde ebenfalls die Situation der Förderschule in Cadolzburg. An der Dillenbergschule wird langfristig ein Schülerzuwachs von 28,11 Prozent (=237 Schüler an der Schule) prognostiziert. Dadurch wären 19 Klassenzimmer notwendig. Die Zahl erscheint zwar relativ gering im Vergleich zu den anderen Schulen, aufgrund des hohen Förderbedarfs der Schülerinnen und Schüler ist die Klassenstärke an der Dillenbergschule jedoch deutlich geringer anzusetzen. Deshalb würden die derzeitigen Raumkapazitäten ebenfalls hier nicht ausreichen. An der Dillenberg-Schule Cadolzburg müssen deshalb ebenso Erweiterungsmöglichkeiten geprüft werden.

„Die Richtung ist ganz klar”, lautete das Fazit des Landrats nach der Vorstellung des Gutachtens. „Der Investitionsschwerpunkt in den nächsten Jahren wird bei den Landkreisschulen liegen.” Das Gutachten habe sehr wertvolle Informationen geliefert.

„Wir bereiten uns intensiv auf die steigenden Schülerzahlen vor”, sagte Matthias Dießl. Die Verwaltung habe den Auftrag, verschiedene Varianten auszuarbeiten, die dann in den Kreisgremien vorgestellt und diskutiert würden.