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Über 20 Hilfsprojekte für Tsunami-Opfer gehen vom Landkreis Fürth aus – Hilfe von Privatpersonen kommt direkt vor Ort an

Auf dem vom Landkreis Fürth eingerichteten Spendenkonto wurden 35.000 Euro eingezahlt, wovon das Kinderhilfswerk UNICEF schon 20.000 ¤ erhielt. Dafür konnten 20 „Schulen in der Kiste“, die 1.600 Kindern provisorischen Schulunterricht ermöglichen, 7.000 Wasserkanister für obdachlose Familien und 93.000 Portionen orales Rehydrationssalz angeschafft werden. Beeindruckt von dem Einsatz der heute auf Initiative der Landrätin eingeladenen ehrenamtlichen Organisatoren und Helfer aus dem Landkreis sagte Dr. Gabriele Pauli zu, das restliche Spendengeld in Höhe von 15.000 ¤ den drei Projekten „Hilfe für Beruwela“, „Hilfe für Weligama“ und „Waisenhausprojekt Sabaramuga“ zu gleichen Teilen zukommen zu lassen. „Dort sind die Spenden unserer Landkreisbürger gut angelegt, wir wissen, dass nichts in dunklen Kanälen versickert“, begründete sie ihren Entschluss, der von den Organisatoren natürlich mit großer Freude aufgenommen wurde. Ursprünglich war vorgesehen, diese Mittel als Teil einer Anschubfinanzierung für ein vom Bund organisiertes Regionalpartnerschaftsprojekt zu verwenden. Nachdem jedoch bis zum heutigen Tag immer noch nicht klar ist, ob, wann und in welcher Form dies entstehen wird, entschloss sich die Landrätin, die noch vorhandenen Spendenmittel für drei konkrete Projekte, bei denen zudem eine unmittelbare Verwendung garantiert ist, zur Verfügung zu stellen. Vor fast genau einem halben Jahr rissen meterhohe Flutwellen Menschen an den Küsten Südostasiens ins Meer und zerstörten die Lebensgrundlagen der Überlebenden. Eine beispiellose Hilfsbereitschaft der Bevölkerung im Landkreis Fürth hat es ermöglicht, in vielen Orten im Tsunami-Gebiet Hilfsmaßnahmen zu unterstützen. Es setzten sich aber auch zahlreiche Landkreis-Bürgerinnen und –Bürger persönlich für die Flutopfer ein oder reisten vor Ort, um direkt zu helfen. „Allen Spendern und Initiatoren von Hilfsmaßnahmen sagen wir heute noch einmal ganz herzlich: Dankeschön! Mit Ihrer finanziellen oder persön-lichen Hilfe konnten dringend benötigte Überlebenshilfen in die Tsunami-Region gebracht werden“, betonte Landrätin Dr. Gabri-ele Pauli bei dem von ihr initiierten Empfang für die ehren-amtlichen Organisatoren von Hilfeprojekten aus dem Landkreis. Nach Recherchen des Landratsamtes wurden allein im Landkreis Fürth rund 20 Hilfsprojekte von Privatpersonen oder Firmen ins Leben gerufen. So ermöglichte das Spendenprojekt der Zirndorfer Ralf Lehmann und Til Zimmler beispielsweise den Bau von 12 Häusern und die Anschaffung von 5 Booten. Die beiden Landkreisbürger erlebten die Katastrophe am zweiten Weihnachtsfeiertag hautnah. Ihre Schwester Delia betreibt in Sri Lanka ein Hotel und eine Tauchschule. Tief betroffen von dem Ausmaß der Verwüstung und glücklich darüber, selbst nicht Opfer des Tsunamis geworden zu sein, sammelten Ralf Lehmann und Til Zimmler nach ihrer Rückkehr im Landkreis mit großem Erfolg Spendengelder. Helfen wollte auch spontan der Zirndorfer Stadtrat. Das Gremium beschloss, in den nächsten fünf Jahren die Region Weligama (Sri Lanka) jährlich mit 3000 Euro zu unterstützen. Die Hilfsgelder fließen auf das Konto einer Stiftung, die von Susanne Loos ins Leben gerufen wurde. Frau Loos wohnt mit einem Einheimischen in Weligama. Ihre Mutter und Schwester kommen aber aus Zirndorf und so ist auch der Kontakt zur Stiftung entstanden. Um sich davon zu überzeugen, dass die Spendengelder (Privatpersonen und Firmen beteiligten sich ebenfalls an der Hilfe für Weligama) sinnvoll eingesetzt werden, reiste kürzlich Stadtrat Jürgen Grötsch in das betroffene Gebiet. Er konnte sich vor Ort mehrmals mit Susanne Loos treffen, die ihm die Region zeigte. Von ihrer Stiftung – und damit auch mit den Spendengeldern aus dem Landkreis – konnten zerstörte Werkstätten wieder aufgebaut werden, um Arbeitsplätze zu schaffen. Aktuell will die Stiftung 50 Häuser errichten. Im Vergleich zu hiesigen Verhältnissen unglaublich: Ein solides Haus mit zwei Zimmern kann vor Ort bereits für 5500 Euro realisiert werden. Erschüttert war Jürgen Grötsch bei seinem Besuch über die Wellblech-Baracken, die immer noch für viele Menschen derzeit eine Notunterkunft darstellen. Hier teilen sich bis zu 300 Menschen einen Raum, es gibt nur eine Kochstelle und so gut wie keine ärztliche Versorgung. Mitarbeiter der großen Hilfsorganisationen suchte Grötsch dort vergebens. Somit zeigte sich für den Stadtrat, dass offenbar gerade die kleineren Projekte, wie die aus dem Landkreis, sinnvollere bzw. wertvollere Hilfe leisten können. Auch ungewöhnliche Aktionen brachten Spendengelder ein. So gingen auf das Konto des Waisenhaus-Projekt Sabaragamu auf Sri Lanka 2000 Euro durch ein Pokerspiel ein. Das Projekt Sabaragamu wird von dem in Stein lebenden Dipl.-Ing. Sarath Ukwattage und dessen Freunden organisiert. Das gemeinnützige Pokerspiel wurde an der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule ausgetragen. Zwei Tage lang konnte man auf dem FH-Campus gegen Einsatz von mindestens einem Euro gegen einen Computer Poker spielen. Ergänzt durch eine spontane Spenden während einer Veranstaltung im Fachbereich Elektrotechnik-Feinwerktechnik-Informationstechnik und durch großzügige Spenden des Instituts für Elektronische Systeme (ELSYS) sowie dessen Ausgründung, "iSyst - Intelligente Systeme GmbH", konnte der erzielte Betrag auf insgesamt 2.000 Euro aufgestockt werden. Auch Spendengelder direkt aus dem Landkreis gingen auf dem Konto des Vereins ein: 1000 Euro kamen so von der Gruppe „STS“ des TSV Wachendorf, die bei zahlreichen kleinere Auftritten gesammelt worden waren. Sarath Ukwattage stammt ursprünglich aus Sri Lanka, kam 1974 nach Deutschland und hatte an der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule bei Prof. Dr. Rauch Elektrotechnik studiert. Mittlerweile betreibt er ein eigenes Geschäft in Stein bei Nürnberg und engagiert sich für soziale Projekte in seinem Heimatland. Herr Ukwattage war bereits vor Ort, um das Waisenhausprojekt persönlich zu verfolgen. Schüler aus dem Landkreis waren ebenfalls zur sofortigen Hilfe bereit: Die Klasse 6c der Hauptschule Zirndorf schmierten Pausenbrote und verkauften diese und selbstgebackene Waffeln für den guten Zweck. Der Erlös betrug 750 Euro. 500 Euro wurden hiervon an die SOS-Kinderdörfer überwiesen, der Rest soll dazu verwendet werden, weitere Aktionen aufzustocken. In Veitsbronn haben Grundschüler der Klasse 4c ihr Taschengeld gespendet, auf diese Weise kamen über 500 Euro zusammen. „Daneben haben noch viele Firmen und weitere Privatpersonen Aktionen gestartet. Die Hilfsbereitschaft unserer Bürgerinnen und Bürger war und ist enorm. Ihnen allen noch einmal herzlichen Dank, Sie sind ein Vorbild für ehrenamtliches Engagement in unserer Gesellschaft“, erklärte die Landrätin.