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Viele Brückenbauer im Landkreis Fürth bei der “Woche der Brüderlichkeit”

Der Chor der Dillenbergschule mit Schulleiterin Jutta Weber

Die bundesweite "Woche der Brüderlichkeit" - eine Aktionswoche der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit - stand in diesem Jahr unter dem Titel "Angst überwinden - Brücken bauen".

Das Motto griff die aktuellen, begründeten und diffusen Bedrohungen und Ängste in der Gesellschaft auf, ging ihnen nach und hinterfragte sie. Auch der Landkreis Fürth beteiligte sich wieder mit einer eigenen Veranstaltung an der “Woche der Brüderlichkeit”. Einige “Brückenbauer” waren an der Dillenbergschule in Cadolzburg zu Gast. Konkret waren dies Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, die von ihren Projekten berichteten.

Vorschuss-Pokal mit Leben gefüllt
Die Schule trägt seit langer Zeit das Prädikat “Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage” und erhielt im vergangenen Jahr von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Franken den Schulpokal „Etz chaim“. Mit dem Wanderpokal verpflichtete sich die Schule, die Begegnung von Juden und Christen für ein Jahr zu einem inhaltlichen Schwerpunkt zu machen. “Das ist ein Vorschuss-Pokal, man muss ihn dann mit Leben füllen” sagte die Lehrerin Silke Dinkel, die die Gesamtkoordination der Projekte übernahm. In fast allen Fächern, verteilt über alle Jahrgangsstufen, habe es Aktionen gegeben, sagte Dinkel in ihrem Vortrag.

Landrat Matthias Dießl lobte dieses Engagement in seiner Begrüßungsrede. Er mahnte, Ängste ernst zu nehmen, von denen es in der Gesellschaft derzeit viele gebe. Er informierte über das Integrationskonzept des Landkreises, in dem es heißt: “Ein interkultureller Dialog setzt Offenheit und Respekt füreinander sowie gegenseitige Anerkennung und Achtung voraus. Kulturelle Vielfalt und interkulturelle Verständigung werden im Landkreis Fürth als Bereicherung anerkannt und als Chance, voneinander lernen zu können, wertgeschätzt.” Matthias Dießl betonte: “Zur Integration gehört ebenso, dass die hier geltenden Gesetze eingehalten werden - und dass die Nichteinhaltung Konsequenzen nach sich ziehen muss. Alles andere wäre ein fatales Signal.”

Gewinner des Geschichtswettbewerbs
Mehrere Schüler des Oberasbacher Gymnasiums berichteten über ihre Projekte im Zusammenhang mit dem Schulpokal „Etz chaim“. Herausragend war dabei die Arbeit des 17-Jährigen Simon Rötsch, der über “Fiorda” recherchierte, wie Fürth von der dortigen jüdischen Gemeinde einst genannt wurde. Der Schüler forschte aufwendig über das jüdische Leben in Fürth während des Ersten Weltkriegs und zählte damit zu den Gewinnern des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten.

Wie Simon Rötsch in Cadolzburg berichtete, entwickelte sich die jüdische Gemeinde von Fiorda ab dem 16. Jahrhundert zu einer der bedeutendsten in Süddeutschland. 300 Jahre später war jeder vierter Einwohner Fürths jüdischen Glaubens. “Gab es zuvor Fürther Juden, so waren daraus jüdische Fürther geworden, die selbstverständlich mit Christen zusammen arbeiteten und lebten”, erzählte der Zehntklässler, der auch 1. Schülersprecher am Bonhoeffer-Gymnasium ist. Mit seinem schriftlichen Beitrag und dem Internetprojekt “Fiorda 14-18” zeigt er die Bedeutung der jüdischen Bevölkerung Fürths im Ersten Weltkrieg auf und geht ihren heute noch erhaltenen Spuren nach.

Im Mittelpunkt stehen die Biographien von fünf Repräsentanten dieser Ära. Simon Rötsch entwickelte zudem einen Stadtrundgang, über den man Stationen zum jüdi-schen Leben in Fürth erkunden kann. Ergänzt wird seine Internetseite fiorda14-18.com um 59 Biographien jüdischer Kriegsopfer des Ersten Weltkriegs in Fürth.
Seit 1997 besteht außerdem ein Schüleraustausch zwischen der Schule und dem Dar-Al-Tifel al Arabi Institute in Ostjerusalem. Dadurch konnten die Schüler die Problematik des Zusammenlebens zwischen Juden und Palästinensern schon mehrfach direkt vor Ort erfahren, wie Schulleiter Heinz Beiersdorfer berichtete.

Der Schulpokal wirkt noch immer an dem Gymnasium nach: So ist im April eine Baumpflanzaktion geplant, über die die Schülerinnen Jenny Kühner und Valentina Guncalves (beide 17) von dem dafür zuständigen Projekt-Seminar (P-Seminar) bei der Veranstaltung in Cadolzburg informierten.

Mut statt Angst
Brücken wurden in Cadolzburg an diesem Tag auch über die Schulen hinweg gebaut: Denn Schüler der Dillenbergschule und des Gymnasiums gestalteten das Programm gemeinsam. Die Schüler der Cadolzburger Schule waren für wundervolle Musikeinlagen zuständig, unterstützt wurden sie dabei von Schulleiterin Jutta Weber und dem Trommel-Musiker Alexis. Dafür gab es sehr viel Applaus. Die Schüler der Dillenbergschule haben sich bereits mit dem Thema Ängste auseinandergesetzt und zusammen mit Konfliktmanager Thomas Bortlik einen Kurzfilm darüber gedreht. Der Film, der Mut machen soll, Ängste zu überwinden, wurde bei der “Woche der Brüderlichkeit” ebenfalls gezeigt.

“Woche der Brüderlichkeit” kommt nach Nürnberg
Christa Bayer, die katholische Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Franken, bedankte sich beim Landkreis für die gemeinsam mit dem Kreisheimatpfleger organisierte Veranstaltung sowie bei den Schülern für deren Vorträge. Im nächsten Jahr kommt die “Woche der Brüderlichkeit” mit der Matinee nach Nürnberg. Damit steht die Region dann bundesweit im Mittelpunkt. Christa Bayer will dazu auch Projekte in Fürth Stadt und Landkreis initiieren, wie sie ankündigte.