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Regionalinitiative „Gutes aus dem Fürther Land“ mahnt zu sorgsamen Umgang mit der Ressource „Boden“

von links: Landwirt Wolfgang Herzig, Joachim Nagy, Amt für Landwirtschaft, Landrat Matthias Dießl, Horst Krehn, Amt für Landwirtschaft, Siegfried Tiefel, Kreisobmann

Die Regionalinitiative „Gutes aus dem Fürther Land“ fokussierte in ihrer zweiten Veranstaltung des Jahres 2010 das Thema „Boden als Lebensgrundlage und wichtigster Produktionsfaktor für die Landwirtschaft“. Landwirt Wolfgang Herzig aus Wilhermsdorf informierte die Gruppe auf seinem Betrieb über die zukunftsweisende Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen. Fachinformationen steuerte Joachim Nagy vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth bei. Ziel dieses Termins war es, das unabdingbare Gut „Boden“ ins richtige Bewusstsein der Verbraucher zu stellen und entsprechende Wissenszusammenhänge aufzuzeigen.
„Boden ist nicht vermehrbar. Wir müssen dieses knappe Gut schützen, denn es ist die Grundlage allen Lebens auf dieser Erde“, betonte Landrat Matthias Dießl eingangs. Die zunächst gute Nachricht: Prinzipiell kann nach den Worten von Joachim Nagy der Landkreis Fürth mehr Menschen ernähren, als hier Einwohner leben: „Bei Brot und Getreideerzeugnissen haben wir mit 4600 Hektar Winterroggen und Winterweizen einen Selbstversorgungsgrad von sogar 117 Prozent. Unsere Kartoffelfläche von derzeit 179 Hektar ist ausreichend um Stadt und Landkreis Fürth damit gleichzeitig zu versorgen. Der Selbstversorgungsgrad beträgt somit 100 %, die Bilanz ist ausgeglichen.“
Der Getreideverbrauch für Brot beträgt bei uns derzeit 100 Kilogramm Pro-Kopf und Jahr, der Kartoffelverbrauch liegt bei 28 Kilogramm Pro-Kopf und Jahr. Der
Gemüsebau kann allerdings bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 94 Kilogramm Gemüse nur den Bedarf von 100.000 Verbrauchern mit einheimischem Gemüse decken, hier beträgt der Selbstversorgungsgrad nur 40 Prozent.

Wird als Maßstab der sogenannte ökologische Fußabdruck zugrunde gelegt, darunter versteht man die Fläche, die notwendig ist um den Lebensstil und den Lebensstandart eines Menschen in unserer modernen Zivilisation zu ermöglichen (Kleidung, Nahrung, Energie, Binden des freigesetzten Kohlendioxids, Beseitigung des Mülls), bräuchten wir etwa drei Hektar pro Einwohner.
 „Bei dieser Betrachtungsweise sind 690.000 Hektar notwendig, 21.000 Hektar haben aber wir zur Verfügung im Landkreis und Stadt Fürth. Ein Indiz, dass die Menschheit bereits über ihre Verhältnisse lebt“, merkte Joachim Nagy kritisch an.
„Unser heutiges Thema wird leider nur selten oder nur am Rand in der allgemeinen Öffentlichkeit dargestellt. Aber es ist wichtig, die Verbraucher auch darüber zu informieren. Denn ohne Böden und sorgsamen Umgang damit, keine Nahrung und damit kein Wohlstand“, stellte Matthias Dießl fest. Boden werde neben Wasser zu einem der knappsten Güter des 21. Jahrhunderts.

Landwirt Wolfgang Herzig betonte die lebenswichtigen Funktionen des Bodens: Er liefert 98 Prozent aller Nahrungsmittel, schützt und filtert unser Grundwasser und beeinflusst unsere Atmosphäre, indem er Gase wie CO2, Wasserdampf und Staub bindet. Familie Herzig bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb im Vollerwerb, am Ortsrand von Wilhermsdorf. Ihre Herde besteht aus ca. 35 Milchkühen und der dazugehörigen Nachzucht (Jungvieh, Kälber). Zum Hof gehören außerdem noch 60 Hektar Ackerland und 10 Hektar Wiesen. Neben Mais und Getreide werden Raps, Kleegras und Zuckerrüben angebaut. Familie Herzig biete auf ihrem Hof verschiedene Kurse an, gerade auch für Kinder, um gerade die jüngere Generation für landwirtschaftliche Themen zu sensibilisieren.
Verantwortung für die nachkommende Generation
Die kommenden Generationen werden sich wohl noch viel mehr mit dem Thema „Boden“ auseinandersetzen müssen: Im Schnitt gehen in Bayern auf erosionsgefährdeten Flächen jährlich acht bis zehn Tonnen pro Hektar fruchtbarer Boden verloren. Jährlich werden aber nur zwei bis drei Tonnen pro Hektar durch Bodenneubildung ersetzt. „Im Pflanzenbau betreiben die Landwirte aus Eigeninteresse freiwillig schon immer Erosionsschutz, um die Produktionsgrundlagen zu erhalten“, erläuterte Joachim Nagy.

Schutz durch Mulchsaat
Eine weitere Maßnahme des Bodenschutzes ist die Mulchsaat. Diese Streifenbearbeitung von Ackerflächen fördert die Pflanzenentwicklung und schont gleichzeitig die Umwelt. Erosionen und Bodenverdichtungen können verringert werden, indem der größte Teil der Fläche unbearbeitet bleibt und nur in einem schmalen Streifen nach vorheriger Saatbett-Bereitung eine Mulchsaat durchgeführt wird. Außerdem gewährleistet das Verfahren eine störungsfreie Aussaat, eine bessere Erwärmung des Bodens und eine optimale Wurzelentwicklung sowie eine hohe Wasserinfiltration in den Streifen. Von Vorteil sind ferner ein ausgeglichener Wasserhaushalt und ein verminderter Kraftstoffverbrauch.

26. März 2010