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„Gutes aus dem Fürther Land“ zu Gast bei Dachziegelproduktion und im grünen Paradies der Gelbbauchunke

von links: Hans Denzler - technischer Betriebsleiter Walther Dachziegel, Landrat Matthias Dießl, Horst Krehn - Amt für Landwirtschaft, Siegfried Tiefel - Kreisobmann, Gertrud Keimel - Vertriebsleiterin Walther Dachziegel

Bereits zum vierten Mal in diesem Jahr traf sich die Regionalinitiative „Gutes aus dem Fürther Land“ zu einer Besichtigungstour. Das Thema lautete diesmal: „Tonabbau – regionaler Wirtschaftsfaktor und Biotop“. Die wirtschaftliche Bedeutung des Tonabbaus wurde mittels eines Besuchs bei dem Langenzenner Unternehmen „Dachziegel Walther GmbH“ ergründet. Dass ehemalige Tongruben zu wahren Naturparadiesen werden können, zeigte der Bund Naturschutz in der Tongrube Strobel, die sich im Eigentum des Vereins befindet.

 Die Dachziegel Walther GmbH gehört seit dem Jahr 2005 zur mittelständischen Jacobi Firmengruppe. Die Firmengruppe Jacobi / Walther ist ein typisches Mittelstandsunternehmen. Die Firma ist Inhabergeführt, hat kurze Entscheidungswege durch gute, persönliche Kontakte zu den Geschäftspartnern Architekten, Handwerk und Handel in der Region und arbeitet mit lokalen Firmen für die eigenen Produktionsmaschinen, d.h. Maschinenbau, Metallbau, Tonabbau, zusammen. Hinzu kommen über viele Jahrzehnte gewachsene regionale Bindungen, sichergestellt durch eine langfristige Kontinuität zum Kunden.
Im Programm befinden sich über 30 verschiedene Biberziegelvarianten, die im Neu-baubereich, bei Umdeckungen und im Denkmalschutzbereich eingesetzt werden. Das Unternehmen behauptet sich dabei sehr erfolgreich am Markt. Ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg ist das direkt am Werksgelände anschließende Rohstoffvorkommen, das auch in den nächsten 80 Jahren für die gute Qualität der Dachziegel „Made in Langenzenn“ stehen wird. 90 % der Betriebsmasse stammt aus der eigenen Grube.                                           

 „Die kurzen Wege bis zur Produktionslinie sparen nicht nur Zeit und Geld, sondern sind auch äußerst umweltgerecht. Zugleich ist die Firma ein wichtiger Arbeitgeber vor Ort“, hoben Landrat Matthias Dießl und die Verkaufsleiterin Gertrud Keimel im Rahmen der Betriebsbesichtigung lobend hervor.
Neben dem Abbau des Rohmaterials aus der eigenen Grube gehört die Rekultivierung ehemaliger Abbaugebiete zum verantwortungsbewussten Handeln im Einklang mit der Natur. Hochmoderne Fertigungsanlagen werden von der Materialaufbereitung, Formgebung und Trocknung bis zum Brand der Tonziegel, genutzt. Damit wer-den alle Anforderungen an eine umweltgerechte und qualitätskonstante Herstellung garantiert. Seit 1878 produziert Walther am Standort Langenzenn Tonziegel und ist seit Generationen ein zuverlässiger Arbeitgeber. Zurzeit sind 145 Mitarbeiter beschäftigt. Rund 70 % der hergestellten Dachziegel werden im Umkreis von ca. 100 km verkauft. Das gesamte Produktionsvolumen des Unternehmens ist für jährlich rund 9000 Dächer von Einfamilienhäusern ausreichend.
Nach dem Rundgang durch den Betrieb besichtigte die Gruppe die ehemalige Ton-grube Strobel in Veitsbronn. Die Grube stellt eine echte Besonderheit dar: Während in Deutschland ehemalige Tongruben aufgrund des sehr dichten Lehmbodens häufig zu Deponien umfunktioniert werden oder wurden, ist diese Lehmgrube die letzte im Landkreis Fürth, die weder als Deponie aufgefüllt noch verplant ist. „Die Tongrube Strobel ist aufgrund der dort vorhandenen Artenvielfalt einer der wertvollsten Landschaftsbestandteile im Landkreis Fürth“, so Sabine Lindner von der BN-Kreisgruppe Fürth-Land. Da der Tonabbau zur Ziegelproduktion fast 100 Jahre lang prägend und typisch für das Zenntal war, habe sie einen außerordentlichen historischen und geo-logischen Wert. Diese besondere Naturlandschaft, die von „Gutes aus dem Fürther Land“ besichtigt wurde, befindet sich im Besitz der Landesgruppe des BN. Dank einer großzügigen Spenderin konnte das Areal 1991 erworben werden.
Die Grube wurde ehemals von der Ziegelei Strobl in der Zeit von 1907 bis 1975 genutzt. Sie hat eine Größe von 2,5 Hektar. Mitglieder des BN pflegen das Areal seit 1982. Die Natur hat sich dort in den letzten Jahrzehnten die einst industriell genutzen
Flächen zurückgeholt. Entstanden ist auf diese Weise ein idyllisches Refugium für die unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten - darunter zum Beispiel Eisvogel, Rebhuhn, Ringelnatter, Gelbbauchunke und Kreuzkröte. Außerdem wachsen hier herrliche Orchideen.
Das Konzept des BN basiert darauf, die Natur sich weitestgehend selbst zu überlas-sen. Mit gezielten Pflegemaßnahmen sorgt der BN dennoch dafür, dass das Biotop an ökologischem Wert gewinnt. So müssen in Abständen von einigen Jahren Gehölze entfernt werden. Außerdem erfolgt eine regelmäßige Mahd der Grubenränder und der Magerrasenflächen. In diesem Herbst sind beispielsweise wieder umfangreichere Erdarbeiten vor Ort notwendig.
„Wir haben heute sehr viel über die Produkte erfahren, die aus Ton hier bei uns vor Ort hergestellt werden. Zugleich hat der Besuch in der Tongrube Strobl gezeigt, dass ehemalige Produktionsorte mit etwas menschlicher Unterstützung zu wahren Schätzen reifen können“, sagte Matthias Dießl zum Abschluss. Er bedankte sich zugleich für die Pflegemaßnahmen, die der BN in den letzten 28 Jahren in Veitsbronn ehren-amtlich durchgeführt hat. Ebenso hob er nochmals die besonderen Leistungen der Fa. Dachziegel Walther hervor, die ein wichtiges Beispiel für funktionierende regionale Wirtschaftskreisläufe ist und dabei für Qualität, kurze Wege und Arbeitsplätze vor Ort steht.

24. Juni 2010

Wolf-Dieter Hauck vom Bund Naturschutz zeigt Landrat Matthias Dießl, dass seltene Arten in der Tongrube leben