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Hightech-Werkstatt „FabLab“ soll im Landkreis Fürth entstehen

Kreative Mitstreiter gesucht - Die Abkürzung „FabLab“ steht für Fabrication Laboratory - eine Art offene Werkstatt, in der jedermann neueste Technik nach Belieben ausprobieren kann. In etlichen Städten gibt es solche Tüftel-Orte schon. Wenn es nach dem Initiator Jochen Vogl geht, soll noch in diesem Jahr auch im Landkreis Fürth ein „FabLab“ seine Türen öffnen. Wir haben uns mit dem Diplom-Ingenieur über seine Pläne unterhalten - und wie man ihn bei der Idee unterstützen kann.

Herr Vogl, was kann man in einem „FabLab“ denn machen?

Bei der weltweiten Bewegung „FabLab“ handelt es sich um offene Hightech-Werkstätten, die auf computergesteuerte Fertigung ausgerichtet sind. „Fab-Labs“ sind nicht zur Massenproduktion gedacht, sondern sollen jedem einzelnen die Möglichkeit geben, stark individualisierte Projekte mit innovativen Produktionsverfahren zu realisieren. Ein „FabLab“ soll ein Ort zum Selbermachen von (fast) allem sein. Kinder und Jugendliche sowie Profis aus verschiedenen Berufsgruppen können am Computer Modelle entwickeln und daraus mit Hilfe digitaler Fabrikationsmaschinen Ideen jeder Art realisieren. Es gibt neue Technologien, von denen man immer wieder liest und im Fernsehen berichtet wird, aber privat hat man kaum die Möglichkeit, diese einmal selbst auszuprobieren. Genau das geht im „FabLab“: Dort gibt es 3D-Drucker, Laserschneide-Maschinen, CNC-Fräser oder auch T-Shirt-Drucker und Möglichkeiten, mit denen man kleine LEDs in Kleidung integrieren kann. Im „FabLab“ begegnen sich Menschen, die Lust auf Neues und Kreatives haben.

Wie weit haben Sie das Projekt bereits vorangetrieben?

Im Gespräch ist die Nutzung von Räumen der Mittelschule in Veitsbronn nach Ende des laufenden Schuljahres. Ich habe bereits sehr vielversprechende Gespräche mit Bürgermeister Marco Kistner dazu geführt. Ich habe außerdem Kontakt mit Landrat Matthias Dießl aufgenommen, der das Vorhaben ebenfalls unterstützt. Einerseits erhalte ich Unterstützung über die Wirtschaftsförderung und das Regional-Management des Landkreises, andererseits wurde mir eine Förderung über das EU-Programm LEADER in Aussicht gestellt. Die Zeichen stehen also sehr gut, dass es mit der Realisierung im Landkreis klappt.

Welche Zielgruppen wollen Sie ansprechen?

Grundsätzlich steht das „FabLab“ allen offen, die sich kreativ beschäftigen wollen und neugierig auf neue Technologien sind. Ideal ist es natürlich gerade auch für Schulklassen, um dort verschiedene Techniken auszuprobieren. Das ist zum Beispiel für die Berufswahl von Vorteil: Im „FabLab“ können Schüler verschiedene moderne Techniken kennenlernen, ohne dafür jeweils einen Praktikumsplatz suchen zu müssen. Auch Bildungseinrichtungen und Vereine können das FabLab für ihre kreativen Ideen nutzen und Unternehmen dort Kurse für ihre Mitarbeiter anbieten. Der Nutzen ist also sehr vielfältig.

Können Firmen das Projekt unterstützen?

Dazu suche ich derzeit Sponsoren. Ich stehe etwa mit der Industrie- und Handelskammer und mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises in Kontakt. Firmen, die uns unterstützen wollen, können sich gerne an mich wenden. Auch Spenden in Form von Sachgegenständen sind willkommen. Es gibt viele Unternehmen, die Elektronik oder kleine Maschinen übrig haben - ich denke hier an Dinge, die zwar aus Sicht der Betriebe nicht mehr der allerneuesten Technik entsprechen, aber in einem „FabLab“ noch sehr gut genutzt werden können. Firmen, die uns unterstützen wollen, können sich gerne bei mir unter
+49 170 79 50 289 oder per E-Mail melden.
Für die Firmen könnte das zu einer Win-Win-Situation werden: Sie können Werbung für ihr Unternehmen im „FabLab“ platzieren und dadurch neue technisch begabte Mitarbeiter finden.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Ich bin bereits in den „FabLabs“ in Nürnberg aktiv. Mein Patenkind hat mich einmal mitgenommen und ich war sofort begeistert von der kreativen Stimmung, die dort herrscht. Da gibt es kein Konkurrenzdenken, sondern man hilft sich gegenseitig, um tolle Ideen umzusetzen. Im Landkreis Fürth fehlt so etwas eindeutig. Der Einzugskreis des Landkreises ist sehr groß. Ich bin mir sicher, dass wir sehr viele Leute ansprechen können. Außerdem waren wir in Fürth schon immer innovativ - denken Sie nur an Grundig, Metz oder Faber Castell. In Fürth gibt es auch heute noch viele innovative Unternehmen, die man auf den ersten Blick nicht erkennt. Fürth wird leider allzu oft unterschätzt!

Können Sie Technik gut erklären?

Ich bin von Beruf Diplom-Ingenieur und habe früher bei Grundig viele Vorträge gehalten. Ich gebe heute Elektronik-Kurse an Schulen. Es ist immer wieder toll zu sehen, mit welcher Begeisterung junge Menschen mit Technik umgehen, wenn man ihnen den Einstieg zum selber machen (DIY do it yourself) zeigt. An der Mittelschule Veitsbronn-Langenzenn habe ich mit Neuntklässlern Ende vergangenen Jahres einen Teeautomaten gebaut. Wenn am Ende etwas Praktisches herauskommt, kann man Schüler schnell für Elektronik begeistern.

Suchen Sie noch Mitstreiter, die Ihnen bei der Umsetzung des FabLabs helfen?

Die Erfahrung aus anderen „FabLabs“ zeigt, dass sich stark Lehrkräfte einbringen und Menschen, die nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben gerne ihr Wissen und Ihre Erfahrungen an die jüngere Generation weitergeben wollen. Langfristig gesehen macht es Sinn, wie es in anderen Regionen der Fall ist, einen Trägerverein zu gründen. Ich freue mich über jede Hilfe.
Alle, die Interesse haben, können sich ebenfalls per Telefon +49 170 79 50 289 oder E-Mail melden.

Was sind die nächsten Schritte auf dem Weg zum Landkreis-„FabLab“?

Ich werde mit Hilfe der IHK und der Wirtschaftsförderung verschiedene Unternehmen anschreiben und hoffe, dass sich in den kommenden Wochen viele Unterstützer finden. Wenn das Projekt gut vorangekommen ist, plane ich auch eine Informationsveranstaltung. Sobald ein Starttermin feststeht, werde ich diesen natürlich mitteilen!

Herr Vogl, vielen Dank für diese Informationen und viel Erfolg!