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Naturnahe Waldwirtschaft – moderner Klimaschutz

Landrat Matthias Dießl (7.v.l.), Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst (2.v.l.), Erwin Reichert, Vorsitzender Jägerschaft Fürth Stadt und Land (3.v.l.), Norbert Flierl, Forstbetriebsleiter (6.v.l.) und weitere Vertreter bei der Waldbegehung im Staatswald.

Forstbetriebsleiter Norbert Flierl (1.v.r.) stellt bei der Begehung die Punkte vor, die ihm wichtig sind Bilder: Landratsamt Fürth

Im Landkreis Fürth gibt es von Ammerndorf bis Zirndorf insgesamt 7.500 ha Wald. Ein beträchtlicher Teil davon, nämlich 1.400 ha ist im Staatsbesitz und wird vom Forstbetrieb Rothenburg der Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet.

Einige Beispielsflächen im Staatswald konnten sich Landrat Matthias Dießl, Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst und die Regionalinitiative Gutes aus dem Fürther Land bei einer Waldbe-gehung anschauen.

„Wälder haben eine vielfältige Bedeutung. Sie sind von gesellschaftlicher, energiepolitischer, ökologischer und ökonomischer Bedeutung. Wälder sind Lebensraum und Holzlieferant, Erholungsort und Arbeitsplatz. Der Wald ist ein wahres Multitalent in Sa-chen Vielfalt und eine nachhaltige Bewirtschaftung ist deshalb wichtig“ so der Landrat bei der Begehung.

Die Fläche des gesamten Forstbetriebs Rothenburg umfasst insgesamt eine Fläche von 20.000 ha und verteilt sich dabei auf ca. 200 Einzelflächen von 1,0 bis 1.100 ha Größe. Die Flächen liegen in den Landkreisen Fürth, Ansbach und Neustadt an der Aisch. Es wachsen dort Kiefern, Fichten, Buchen und Eichen. Im westlichen Teil eher Fichten und Laubbäume und im östlichen eher Kiefern und Fichten.

„Stabile und klimatolerante Mischwälder zu schaffen und zu erhalten ist uns ein großes Anliegen“, so Forstbetriebsleiter Norbert Flierl. „Um das zu erreichen, ist eine natürliche Verjüngung von Tanne, Douglasie, Eiche, Buche, Kirsche, Ahorn, Elsbeere und Speierling erforderlich“, erklärt Norbert Flierl weiter. Hierzu müssten jedoch die Altbäume vorhanden sein. Die Arten Kirsche, Ahorn, Elsbeere und Speierling kämen nur sehr selten vor und müssten deshalb oft künstliche eingebracht werden.

Eine „waldgerechte“ Jagd unter Berücksichtigung des Tierschutzgedankens und der ungeschriebenen Gesetze der Waidgerechtigkeit, gewährleistet eine weitgehend ungehinderte Naturverjüngung und das Hochwachsen insbesondere der ersten vier Baumarten. Wald und Wild müssen dabei immer im Gleichgewicht sein.

Der Holzertrag im gesamten Forstbetrieb Rothenburg beläuft sich jährlich auf ca. 6,5 Millionen Euro bei einem Holzeinschlag von ca. 130.000 m³. Der Gesamtertrag auf rund 7 Millionen Euro. Aktuell arbeiten im Forstbetrieb 50 Personen. Darunter Forstwirtschaftsmeister und Forstwirte zzgl. sechs Forstwirt-Azubis. Herausfordernd sind für die Mitarbeitenden vor allem die Gefahren, denen der Wald ausgesetzt ist. Zahlreiche Trockenjahre, Stürme und natürlich der Borkenkäfer setzten auch den Flächen des Forstbetriebs Rothenburg zu.

„Wald bedeutet auch immer Generationenverpflichtung. Denn wer die Bäume ansät, wird sie selbst nicht ernten“ so Bürgermeister Bernd Obst und weiter „dies bedeutet eine große Verantwortung in Bezug auf die Walderhaltung und die naturnahe Bewirtschaftung zur Bereitstellung von regional produziertem Werkstoff Holz“.

Der Bereichsleiter Forsten des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth-Uffenheim, Dr. Christian Kölling, weist darauf hin, dass die Wälder des Landkreises aller Besitzarten durch den fortschreitenden Klimawandel in einer sehr schwierigen Situation sind. Die bislang vorherrschende, kältegewohnte Baumart Kiefer gerät zunehmend unter starken Klimadruck. Die Wälder müssen daher mit anderen Baumarten, die aus wärmeren Regionen stammen, angereichert und so stabilisiert werden. Dies sei eine Aufgabe sowohl für den staatlichen Waldbesitz, aber auch für die 4000 Privatwaldbesitzer, die zusammen mit 80% den Löwenanteil des Walds im Landkreis Fürth bewirtschaften. Konzepte zum klimagerechten Waldumbau und Fördergelder stelle die Forstbehörde allen privaten Waldbesitzern gern zur Verfügung.

Ein Hektar Laubwald setzt pro Jahr 15 Tonnen Sauerstoff frei, ein Nadelwald sogar 30 Tonnen. Je nach Baumart bildet ein Hektar Wald zwischen 80 000 und 160 000 Kubikmeter neues Grundwasser im Bestandsleben. Forstbetriebsleiter Norbert Flierl ist es deshalb wichtig, dass Spaziergänger den Wald mit entsprechender Rücksichtnahme auf die Natur betreten. Nicht öffentlich gewidmete Wege im Wald sind außerdem per amtlichen Verkehrszeichen für motorgetriebene Fahrzeuge gesperrt.

Landrat Matthias Dießl und Bürgermeister Bernd Obst bedankten sich bei den beiden Forstexperten Norbert Flierl und Dr. Christian Kölling für die informative Waldbegehung.