Verdienstorden für das Ehepaar Martini aus Oberasbach
„Ehrungen, das ist, wenn die Gerechtigkeit ihren liebenswürdigen Tag hat." Mit diesem Statement von Konrad Adenauer hat Landrat Matthias Dießl im Rahmen der jüngsten Kreistagssitzung die Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an das Ehepaar Martini aus Oberasbach eingeleitet.
"Heute ist so ein liebenswürdiger Tag, ein Tag, an dem eine selbstlose und beeindruckende Leistung ihre Würdigung findet", so der Landrat weiter.
Marianne Martini hat im Juli 1983 als examinierte Krankenschwester im Kinder- und Jugendheim „Friedenshort" der Diakonie Neuendettelsau ihre Arbeit als Gruppenleiterin aufgenommen.
Ihr wurde das erst elf Wochen alte Baby Enrico als erstes Bezugskind anvertraut. Enrico wurde nach einer Hausgeburt mit einer Alkoholembryoapathie direkt in die Klinik eingeliefert. Von dort kam das Baby auf direktem Weg in das Heim nach Neuendettelsau, da der alkoholkranken Mutter vom Jugendamt das Aufenthaltsbestimmungsrecht entzogen wurde. Dank der guten Pflege besserte sich sein Zustand mit der Zeit, wobei sich noch bis ins Jugendalter eine Gleichgewichtsstörung hielt.
Marianne Martini begann, das Kleinkind auch an ihren freien Wochenenden mit nach Hause zu nehmen. So wurde die ganze Familie - Tochter, Sohn und Ehemann Bernd - mit Enrico vertraut. Es entstand eine immer engere Beziehung, so dass Bernd Martini begann, Enrico im Heim zu besuchen.
Um eine optimale Entwicklung Enricos zu gewährleisten, begab sich die Heimleitung auf die Suche nach einer Pflegefamilie. Da keine geeignete Familie gefunden werden konnte, nahm Familie Martini den Jungen bei sich auf. Denn längst war Familie Martini das Schicksal von Enrico nicht gleichgültig. Sie fühlte mit ihm und empfand Verantwortung für seine Zukunft.
Die ganze Familie beschloss daher 1989, die höhere Belastung einzugehen und Enrico als Pflegekind in Vollzeitpflege aufzunehmen.
Als selbstständig tätiger Konstrukteur mit dem Arbeitsplatz zu Hause, übernahm Bernd Martini die Pflege von Enrico am Morgen. Zusätzliche Unterstützung holte sich Familie Martini durch den Familienentlastenden Dienst der Lebenshilfe Fürth. Die Kosten für die Betreuung lagen oft höher als das Pflegegeld vom Jugendamt.
Seine Kindheit und Jugend konnte Enrico so in einer entspannten dörflichen Umgebung verbringen. In der Familie wurde Enrico durch die intensive Betreuung zum ständigen Lernen angehalten. Nach der Ausbildung in der Werkstatt der Lebenshilfe lehnte die Familie eine medikamentöse Behandlung des Jungen, die als Bedingung für eine Weiterbeschäftigung gestellt wurde, ab.
Dementsprechend musste die Familie Martini auf eigene Initiative hin eine Beschäftigung für Enrico suchen und fand diese am Ort bei einem Milchbauern, in der Nachbarschaft als Nachbarschaftshilfe oder als Helfer bei Dorffesten, solange dies zu verantworten war.
Marianne Martini hat mit 65 Jahren ihr aktives Arbeitsleben beendet. Ihrem Engagement für Menschen mit Behinderung ist sie dennoch treu geblieben. Seit 2004 sorgt sie für einen heute 12-jährigen Jungen, der nicht sprechen kann. Weiter leistet sie bei der Lebenshilfe Fürth für drei Familien einen familienentlastenden Dienst.
"Menschen wie Sie, liebe Familie Martini, zeigen durch ihr Wirken, dass unsere Gesellschaft nicht so kalt oder egoistisch ist, wie ihr manchmal nachgesagt wird. Sie zeigen, dass Werte Bestand haben und viele Menschen sich von ihrer Nächstenliebe leiten lassen", würdigte Matthias Dießl das Engagement des Ehepaar.
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