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Auszug aus der Rede von Theodor Heilmeier anlässlich der Eröffnung der Aquarell-Ausstellung im Landratsamt in Zirndorf am 30.09.2009:

...Hans Langhojer wurde 1910 in Fürth geboren und lernte dann auf Wunsch seines Vaters ein solides Handwerk. Aber die Sehnsucht danach, sich künstlerisch zu verwirklichen, verließ ihn nicht. Er schulte sich in Abendkursen und Wochenendkursen weiter, und das in einer schwierigen Zeit, den Jahren der Weltwirtschaftskrise am Ende der Zwanziger-Jahre.

Dann studierte er in Nürnberg an der Kunstakademie und schloss mit einem Diplom für Glasmalerei und Monumentalmalerei ab. Dann holte ihn bald danach, er war jetzt 29 Jahre alt, der Krieg.
Er hasste das System der Nazis, er hasste dass Militär und hasste noch mehr den Krieg. Aber er musste als Navigator in Bombenflugzeugen mitfliegen. Die Eindrücke dabei bekam er sein Leben lang nicht mehr los. Er überlebte den Krieg, seine zwei Brüder nicht.

Nach dem 2. Weltkrieg, er war nun 35, entschloss er sich, sich als freischaffenden Künstler durchzubringen. Seine Werke waren in wichtigen Ausstellungen vertreten: in Nürnberg, in den Großen Kunstausstellungen in München, selbst in Paris und in Montreal in Kanada.
Er war Gründungsmitglied im Nürnberger Künstlerkreis „Der Kreis“. So machte er sich einen Namen als Künstler . Die Presse nannte ihn den „Malerfürsten“.

Der Wiederaufbau Deutschlands brachte ihm nach gewonnenen Wettbewerben Aufträge an Kirchen, Schulen, Ämtern und Kindergärten vor allem im Raum Nordbayern. Er bekam einen Kunstpreis der Stadt Fürth.Ab den 70er –Jahren wirkte er auch als Dozent an der Volkshochschule Fürth.
1993 verstarb er mit 82 Jahren in Fürth. Seine Witwe vermachte den künstlerischen Nachlass ihres Mannes dem Landratsamt in Fürth.

Trotz seiner Erfolge ist er bei weitem nicht so bekannt geblieben, wie es seinem Werk zustehen würde. Darauf angesprochen, sagte er immer: „Qualität setzt sich schon durch.“ Sich vermarkten lag ihm nicht. Ihm war der Kunstmarkt gleichgültig. Aber der Kunstmarkt verlangt: „Tue Gutes und rede darüber oder lasse wenigstens darüber reden.“

Das wollen wir heute tun. Etwas aus dem Nachlass Hans Langhojers gelangt aus den Kellern des Archivs wieder an die Öffentlichkeit. Dafür danken wir auch Ihnen, Herr Landrat Dießl, für ihre aufgeschlossene Unterstützung.

Es ist ein kleiner, sehr sehr beschränkter Ausschnitt aus seinem Werk.
Es sind

• Nur Aquarelle,
• Nur 20
• müssen in einen Rahmen von 70x 50 cm passen.
• Und in einen Raum dieser Größe

Angeblich sieht man nur, was man weiß, darum möchte ich kurz etwas über das Aquarell und Hans Langhojers Aquarellen sagen.

In den allermeisten Fällen steht das Aquarell am Anfang jedes Malens. Mit Farbkasten, Pinsel und Wasser malen kleine Kinder daheim, im Kindergarten und in der Schule. Weil das so ist, glaubt man vielleicht, dass diese Maltechnik auch kinderleicht sei. Aber das Aquarell ist nicht nur der Anfang, sondern auch die Krone jedes Malens. Die Krone ist nicht so leicht zu erreichen.

„Das Aquarell ist eine der schwierigsten künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten und man kann sich ein Leben lang damit beschäftigen und kommt trotzdem nicht so weit, dass es nicht mehr besser ginge.“

Mit Aquarell hat sich Hans Langhojer erst spät in seinem Leben beschäftigt, da war er schon über 60 Jahre alt. So stellen die Aquarelle auch einen Teil seines Alterswerkes dar.

Ein Aquarell wird mit Aquarellfarbe gemalt. Die besteht aus feinstgemahlenem Farbstaub, Pigmenten, damit er nicht fortfliegt gebunden durch ein wasserlösliches Bindemittel: Gummi arabicum ,und einigen anderen Zutaten: Honig, Ochsengalle. Was sonst noch genau ist Firmengeheimnis.

Die Farbe wird mit einem Aquarellpinsel gelöst. Dieser Pinsel kann viel Farbflüssigkeit aufnehmen und dann mit seinen elastischen Haaren jede Bewegung der Hand sicher auf den Malgrund übertragen. Die Pinsel gibt es in verschiedenen Größen. Hans Langhojer verwendete einen relativ dicken Pinsel, mit dem legte er die Flächen an und wenn nötig, auch die Feinheiten.

Aufgetragen wird die Farbe auf Aquarellpapier. Dieses Papier kann das Wasser aufsaugen, verschluckt aber die Farbpigmente nicht.

Hans Langhojer arbeitete gern mit einer etwas genarbten, gröberen Papieroberfläche. Auf der setzt setzen sich die Pigmente weniger gleichmäßig ab, die Farben wirken dadurch lebendiger.

Eine Besonderheit des Aquarells ist der Vorgang, wie Farbwirkung zustande kommt.

Die gelösten Farbteilchen schweben im Wasser. Wenn dieses aufgesaugt und verdunstet ist, bleibt eine äußerst dünne Farbschicht übrig. Wäre sie auf dunklem Papier aufgetragen, könnte man sie nicht als Farbe sehen.

Bei weißem Papier jedoch durchdringt das einfallende Licht diese Farbschicht, wird aber vom weißen Papier zurückgeworfen. Nun wirkt die Farbschicht wie eine farbige Glasscheibe, die Teile des Lichtes ausfiltert. Das restliche Licht, das diesen Filter durchdrungen hat, wird von uns als deutlich erkennbare transparente Farbe gesehen.
Die Farbpigmente werden immer mit Wasser aufgetragen als Farbflecken, mal mehr oder weniger verdünnt, neue Farbflächen und Farblecken kommen dazu, sie reagieren miteinander, nicht immer, wie man sich das vorher vorgestellt hat. Die Farben verlaufen ineinander, nicht immer wie man wollte, manchmal auch an Stellen, wo man das eigentlich gar nicht wollte.
Es ist viel Zufälliges dabei, so gar nicht beabsichtigt und geplant. Das muss nicht schlecht sein. Zufälle sind Zugefallenes. Der Künstler muss es aufnehmen und in seinem Sinne verwenden.
Nach einer Stunde spätestens sollte das Bild fertig sein. Wenn es länger dauert, ist es meist totgemalt, ihm fehlt Schwung und Spontaneität. Es wird nachgebessert, meist verbösert. Es wird nicht mehr besser.

So in der Art malte Hans Langhojer seine Aquarelle.

Aber was wollte er damit?

Ich weiß, was er nicht wollte..

• Es ging ihm nicht um so genannte „schöne Motive“, nicht um Postkarten und Jahreskalender..

• Es ging ihm nicht um die Abbildung bekannter Gegenden. Abbilden im Sinne von fotografischer Genauigkeit war für ihn kein künstlerisches Kriterium.

• Es ging ihm auch nicht um das Einfangen bestimmter Lichtverhältnisse, nicht um Abbildung von Wolken und anderen atmosphärischen Ereignissen, auch nicht um die Darstellung von Raum und Tiefe.

• Und daraus kann man auch sehen: Es ging ihm auch nicht ums Verkaufen. 

Worum es ihm gegangen sein könnte, erschließt sich vielleicht, wenn man ihn bei seiner Malerei begleitete, irgendwo in einer Gegend im Westen von Fürth. Seine Frau Hilde Langhojer hat ihn dort im Auto hingefahren.

Dann ist er nicht sehr weit gelaufen, er war nicht mehr so gut zu Fuß. Er schaute, prüfte. Dann stellte er seine eiserne Feldstaffelei auf. Sie musste etwas schwerer sein, damit sie der Wind nicht umwerfen konnte.

Einen Stuhl oder Hocker benutzte er nicht. Er wollte sich vor der Staffelei bewegen können, auch einmal ein paar Schritte zurück gehen können, um Abstand zu gewinnen und zu prüfen, wie das entstehende Bild wirkt und wo es noch zu verändern wäre.

Manchmal begann er mit einer Vorzeichnung, mit einem weichen Bleistift oder mit einem Kohlestift. Radiert hat er nicht, lieber eine neue Linie gezogen. Eine eigentliche Zeichnung war es nicht, mehr ein Plan: Wo sollte die Horizontlinie sein? Wie zieht sich der Hügel herab? Wo steht die Baumgruppe? Wo sind die Dunkelheiten und Verdichtungen, besondere Strukturen?.

Diese Linien bleiben auch im fertigen Aquarell sichtbar und werden nicht herausradiert. Sie gehören dazu.

Bei vielen Aquarellen fing er auch sofort ohne Vorzeichnung an. Er benützte nur wenig Aquarellfarben, und wie gesagt nur einen großen Aquarellpinsel.  

Er arbeitet konzentriert, prüft und wägt ab. Die Landschaft, das Motiv spielt jetzt keine große Rolle mehr.

Er sieht nicht die Hausdächer eines Dorfes, er sieht das Rot der Dächer, das als Kontrast für Grün passen könnte.

Er malt nicht die Wiese, sondern eine große Fläche von Ockergelb, die die anderen Formen und Farbflecken an den Rand des Bildes schiebt. Ein Kampf entsteht zwischen den Farben und Formen in Farbkontrasten, im Gegensatz Hell und Dunkel, große Formen gegen kleine Formen, große Farbflächen gegen kleine Tupfen.

Er arbeitet zügig. Er will nicht warten, bis die Farbe getrocknet ist. Darum sind die neuen Farbpfützen, die er setzt, häufig durch weiße Linien, dem unbemalten Papier, von anderen Farben getrennt.

Er geht wieder ein paar Schritte zurück, prüft, verstärkt die Farbe und verändert da und dort, fügt andere Farbe hinzu. 

Er ist voll konzentriert, sein Verstand, seine künstlerische Erfahrung, seine ganze Person sind eins. Er ist ganz bei sich, hellwach, dennoch tief versunken. Es ist ein Zustand, den man Glück nennen kann. 

Ich vermute, es ging ihm um die Freude am künstlerischen Tun, um die Freude mit Farbe. So bezeichnete er auch die Malkurse, die er in der Fürther Volkshochschule abhielt: Freude mit Farbe.

Ein Bewohner von Wachendorf sagte mir einmal, er brächte nicht heraus, wo das sei, was das Bild „Wachendorf“ zeigt. Das geht auch nicht. Es ist ein Bild, das in der näheren Umgebung von Wachendorf entstanden ist und ohne Wachendorf so nicht entstanden wäre. Die Landschaft bei Wachendorf war ihm Anlass, ein Bild zu komponieren, Farbe und Form in eine Spannung und zugleich ins Gleichgewicht zu bringen. Die Landschaft, die er sah, war wohl ein Anlass zu seinem Bild, aber ein Abbild von Wachendorf ist es nicht und sollte es auch nicht sein.

Hätte er dann diese Komposition nicht auch in seinem Atelier bequemer machen können? Nein, er brauchte die Landschaft. Indem er den farblichen Klang und den Rhythmus dieser fränkischen Landschaft in Wachendorf aufnahm, hat er ein Bild erschaffen, das mehr von dieser Landschaft zeigt als es ein Abbild dieser Landschaft tun könnte. 
Dies gilt auch für alle anderen Aquarelle.  
Mit einer Abbildung ist man oft sehr schnell fertig. Ja, ja! Wachendorf! Kenn ich! Zwei, drei Blicke. Man hat es gesehen, dann ist es eingeordnet. Weitere Blicke sind nicht nötig.

Ein Bild ist sperriger, es lässt sich nicht so schnell einordnen. Die Augen bleiben länger daran hängen. Sie entdecken immer wieder etwas, was ihnen vorher entgangen war. Das Bild wird betrachtet, das ist mehr als sehen. 

Nach dem Malen hat Hans Langhojer seine Sachen verpackt und die Staffelei zusammen geschoben.

Datum, ‚Titel, Signatur waren ihm schon nicht mehr so wichtig. „Meine Bilder erkennt man“, das war seine Aussage.

Die, die sich heute mit seinem Werk beschäftigen, dürfen nun rätseln: Wo hat Hans diese Bilder gemalt und wann war das?  

Hans Langhojer machte nicht viel Aufheben um seine Bilder. Wir aber, seine Freunde, wissen, dass er nicht routiniert schnell etwas hinkleckste. Wir haben gesehen, dass seine Bilder das Ergebnis einer günstigen, wohl auch glücklichen Stunde, waren, wo ein Mensch mit der künstlerischen Erfahrung eines ganzen Lebens ganz bei sich war und nur mit bildnerischer Absicht etwas geschaffen hat, was Kunst ist.
Der Künstler tritt zurück, sein Prozess des Schaffens zählt.
Wir können an diesem Prozess des Schaffens teil haben, indem wir seine Bilder aufgeschlossen betrachten. Um diese Bilder zu genießen, muss man nicht unbedingt viel wissen. 

Aber Wissen hilft besser zu sehen.

Besser Sehen hilft besser zu verstehen. 

Wenn Sie diese Bilder interessant finden, möchte ich Sie auch auf die Ölbilder und Aquarelle Hans Langhojers im Landratsamt in Fürth hinweisen. Sie sind dort auf den Gängen aufgehängt und frei zu besichtigen...